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Ein Leben mit Cochlea Implantat - Jan von der jungen Selbsthilfe zu Gast an der Uni Marburg

Foto-Cafe

Das Cochlea Implantat so bekannt machen wie den Herzschrittmacher – getreu diesem Leitsatz von unserem 1. Vorsitzenden Michael Schwaninger durfte ich, Jan von Deaf Ohr Alive – Hessen RheinMain am 30.01.25 an der Uni Marburg als Gast über meine Hörschädigung sprechen.

In der Seminar-Veranstaltung „Perzeptive Phonetik" bei Fr. Dr. de Jong-Lendle im Studiengang „Klinische Linguistik" durfte ich im Rahmen des Vortrags von Emely Plümacher, Natascha Schuldes und Alexandra Krüger offene Fragen der interessierten Zuhörerinnen aufklären und anschauliche Einblicke in das Leben mit einem Cochlea Implantat geben.

Die drei Studentinnen hatten über unseren Instagram-Kanal von Deaf Ohr Alive – Hessen RheinMain, der jungen Selbsthilfe des CIV HRM eine Anfrage gestellt, ob jemand von uns Zeit und Lust hätte, über seine Erfahrungen zu sprechen. Da ich in Marburg wohne und meine Arbeitszeiten flexibel einrichten kann, passte das super, sodass ich mich bei ihnen meldete und sehr gerne meine Expertise anbot.

Zwei Wochen vorher haben wir uns in einem Café in Marburg getroffen, um uns kennenzulernen und auch einfach bisschen zu quatschen. Es waren sehr angenehme und lustige Gespräche und es gab in dem (lauten) Café auch mal die ein oder andere Verhörer-Situation, sodass Alex, Natascha und Emely direkt „am lebenden Objekt" schonmal erste Einblicke - oder vielmehr „Reinhörer" - in das Leben mit Cochlea Implantat bekamen. Ich erklärte ihnen ein paar typische Situationen, die mir immer wieder über den Weg laufen wie z.B. die Aussagen „ist nicht so wichtig", wenn man etwas nicht verstanden hat oder „ich wäre gern auch hörgeschädigt, dann könnte ich auch einfach mal abschalten", was ich selbst immer noch sehr krass finde.

Gemeinsam mit den drei Studentinnen gingen wir den Vortrag über „Ein Leben mit Cochlea Implantat" durch, um hier und da ein paar Anmerkungen und Ergänzungen von mir einfließen zu lassen. Natürlich habe ich selbstverständlich auch dafür gesorgt, dass der CIV HRM und Deaf Ohr Alive sowie die Links zu den Homepages in dem Vortrag auftauchen 😉.

Am Vortragstag haben Natascha, Alex und Emely zunächst einmal anhand eines Videos die grundlegende Technik eines Cochlea Implantats erklärt. Anlaufstellen für Betroffene im Raum Marburg und Hessen wie z.B. der CI-Treff Marburg von Claudia Burk und Svenja Sauerwald wurden aufgezeigt.

Der Fall Braunschweig als Kernkomponente mit dem wichtigen Statement des Präsidenten der DCIG e.V. Dr. med. Roland Zeh (https://dcig.de/politische-arbeit/Stellungnahmen_der_DCIG/fall-braunschweig) gegen Zwangsimplantationen.


Goldene Regeln im Umgang mit Menschen mit Hörbehinderung, die ich hier einfach mal auflisten möchte, da sie vielleicht sogar für den ein oder anderen Betroffenen neu bzw. nicht fest verinnerlicht sind und im Alltag gerne mal vergessen werden (aus Sicht einer gut hörenden/nicht betroffenen Person formuliert):

  • Offenheit zeigen: freundlich und kommunikativ sein, ohne Berührungsängste
  • Kontaktaufnahme: visuelle oder physische Signale nutzen (antippen, Licht, Bewegung)
  • Positionierung: auf gutes Licht achten und im Sichtfeld des Gesprächspartners bleiben, Fenster hinter der hörbeeinträchtigten Person, damit diese nicht mit zusammengekniffenen Augen gegen das Licht schauen muss und das Mundbild nur schlecht erkennt
  • Blickkontakt & Kontext: Blickkontakt herstellen und Themen klar benennen
  • Mundsichtbarkeit: klar und deutlich sprechen (aber nicht übertreiben!), ohne den Mund zu verdecken
  • Abstand halten: eine klare Wahrnehmung der Körpersprache ermöglichen
  • Körpersprache nutzen: Gestik, Mimik und Körpersprache sind wichtige Kommunikationsmittel
  • Nachfragen & Wiederholen: Unklarheiten geduldig klären

Weiter ging es mit Stereotypen und Vorurteilen, mit denen Menschen mit Hörbehinderung tagtäglich zu kämpfen haben: „Menschen mit CI können perfekt hören und haben also keine Behinderung mehr" oder „Mit einem CI ist man ganz normal, braucht also keine Unterstützung mehr", um nur zwei zu nennen, bei denen sich bestimmt nicht nur bei mir schon die Nackenhaare aufstellen.

Ein wichtiges Thema hat auch folgendes Vorurteil losgetreten, mit dem wir in die Fragerunde gestartet sind: „Menschen mit CI sind keine 'echten' Gehörlosen." Leider gibt es zuweilen diesen Streit zwischen Menschen mit Hörbehinderung, die sich gegen und für eine CI-Versorgung entscheiden. Menschen mit einer CI-Versorgung nutzen häufig die Lautsprache als Muttersprache. Ihnen wird von Menschen aus der Gebärdensprach-Kultur manchmal vorgeworfen, sie seien schuld daran, dass deren Muttersprache, also die Gebärdensprache, ausstirbt. Bei aller Uneinigkeit, deren Gründe man aufgrund ihrer Komplexität in der vorangegangenen Erläuterung nicht ansatzweise gerecht wird, ist hier ganz klar zu benennen, dass die Entscheidung für oder gegen eine CI-Versorgung eine extrem persönliche Entscheidung ist, die jede/r für sich selbst trifft und in jedem Fall richtig ist. Es gibt kein „falsch"!

Nun zum „Highlight" des Vortrags, so wie Emely, Alexandra und Natascha es nannten: Die Fragerunde an mich, in der ich aus meinem Leben mit einem Cochlea Implantat erzählen durfte. Es wurden viele Fragen gestellt, was mich sehr freut und ich hätte bestimmt den ganzen Tag weitererzählen können, haha! Nach gut 45 min. musste ich dann aber auch mal einen Punkt machen. Exemplarisch habe ich zwei Fragen mitgebracht, auf die ich eingehen möchte:

  • 1.Hast du das Implantat gemerkt, nachdem es eingesetzt wurde?
    Tatsächlich kann ich das Implantat von außen ertasten. Direkt hinter dem Ohr kann man ein hartes, eckiges Etwas unter der Haut fühlen, wenn man mit dem Finger darüberfährt. Ansonsten spüre ich das Implantat im Alltag nicht. Selten kann es mal leicht schmerzen, wenn man zu lange zu viel Druck ausübt, wie es z.B. beim Tragen eines Helms vorkommen kann. In meinem Fall habe ich mit einem Fahrradhelm überhaupt keine Probleme, wohingegen das Tragen des Feuerwehrhelms in meiner aktiven Zeit als Feuerwehrmann bei längeren Einsätzen auch mal unangenehm wurde.
  • 2.Kann man direkt nach der OP (wieder) hören? Wie war dein Hörenlernen?
    An meine OP 1999 kann ich mich nur noch sehr vage erinnern, weshalb ich von den Erfahrungen nach meiner Reimplantation 2016 berichte: Aufgrund eines Defekts, der mir – nebenbei bemerkt sehr unangenehme, ja schmerzhafte – Stromschläge bescherte, musste mein Implantat nach 17 Hörjahren mithilfe einer OP ausgetauscht werden. Nach der Erstanpassung einen Monat nach der OP hörte ich Stimmen nur noch wie ein Morsecode-Piepsen. Ich sagte meinem Anpasser, dass ich nur Piepstöne höre, wohin er entgegnete, das sei normal. In dem Moment wollte ich einfach nur mein altes Implantat zurück und wieder so hören wie vorher. Das ging natürlich nicht. Ich akzeptierte meine Situation, wieder bei 0 anfangen zu müssen und nahm mir fest entschlossen und optimistisch vor, wieder erfolgreich Hören und Verstehen zu lernen. Vor allem wollte ich Musik wieder genießen können! In den ersten Wochen gelang es mir, Stimmen von anderen Geräuschen zu unterscheiden. Mithilfe der ambulanten Reha, die ich 2 Jahre lang alle ein bis zwei Wochen besuchte, stieg nach ungefähr drei Monaten mein Sprachverstehen auf ein Niveau von ca. 90 %. Aber alles hörte sich grässlich an und ich konnte keine Männer- von Frauenstimmen unterscheiden, dies gelang mir erst nach einem halben Jahr. Insgesamt erst ein Jahr nach der Reimplantation war ich wieder bei einem Sprachverstehen von nahezu 100 %, konnte Musik genießen und – Achtung, Trommelwirbel – konnte jetzt sogar das Plätschern des Wassers in der Spülmaschine hören! Das hörte ich mit meinem alten Implantat nicht.

Auf keinen Fall unerwähnt bleiben sollte, dass nicht nur Menschen mit Hörbehinderung besondere Herausforderungen im Alltag meistern müssen, nein, ALLE Menschen mit einer Beeinträchtigung leisten jeden Tag Unglaubliches und jede Beeinträchtigung ist so individuell, dass es extrem wichtig ist, immer für Neues offen zu bleiben und nachzufragen, wenn man unsicher oder etwas unklar ist. So konnte ich auch von einer Kursteilnehmerin mit einer Sehbeeinträchtigung wieder Neues lernen, was diesen Vormittag des 30.01.25 nochmal besonders bereichernd für mich machte!

Vielen Dank an Emely, Natascha und Alexandra für die Einladung und auch für die angenehmen Gespräche vorab in dem Café in Marburg und vielen Dank an alle, die dabei waren und ihr Interesse und ihre Neugierde zeigten - die Grundvoraussetzung, um das Cochlea Implantat so bekannt zu machen wie den Herzschrittmacher!

Jan Röhrig
Februar 2025 

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TaubCI's im hanseatischen Silvester-Krawall

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Am Silvesterwochenende kamen vom 29.12.23 - 01.01.24 Deafies aus ganz Deutschland und sogar Österreich, Schweden und Polen zusammen – 36 an der Zahl – um gemeinsam in der Hansestadt Hamburg das neue Jahr zu begrüßen.

Eins vorweg: Langweilig wurde es uns definitiv nicht, wir hatten ein umfangreiches Programm im Angebot. Wer zwischendurch mal eine Pause machen bzw. einen Programmpunkt auslassen wollte, durfte dies natürlich tun, ganz entspannt, sodass sich alle wohlfühlen, getreu dem Motto "Alles kann, nichts muss", wie unsere Selbsthilfgruppenleiter-Coachin Vera Starke gerne betont 😊.

Am Freitag, dem ersten Tag, hatten alle TeilnehmerInnen bis 19 Uhr Zeit, um in der Jugendherberge anzukommen. Die DJH "Auf dem Stintfang" bietet einen tollen Blick auf die Landungsbrücken, sowohl von der Terrasse aus als auch von innen durch die großen Panoramafenster. Für ein erstes Kennenlernen sind wir um 20 Uhr auf den Weihnachtsmarkt am Jungfernstieg gegangen und ließen es uns bei Bratwurst, Pizzabrötchen, Lángos und Kartoffelplätzchen schmecken... Moment, da fehlt was... Ja! Genau: Glühwein und Punsch dürfen natürlich nicht fehlen 😀. 

Am nächsten Morgen, Samstag, ließen wir uns zunächst das Frühstück schmecken, packten unsere Lunchpakete und dann ging es ab nach draußen - das Hamburger Schietwetter meinte, zumindest laut Vorhersage, dass es heute keine Lust hat... noch nicht, aber das wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber alles der Reihe nach: Draußen vor der Jugendherberge gaben die Gruppenleiter/Organisatoren Caro Stothut und ich, Jan Röhrig, erstmal ein kleines Briefing zum Tagesablauf - schön barrierefrei mit der FM-Anlage des CIV HRM e.V. 😉. Auf dem Plan standen eine "Schneckenjagd" durch Hamburg, anschließend das Holthusenbad, eine römisch/antik anmutende Therme und danach ein gemeinsamer Koch- und Spieleabend im Haus des Bundes der Schwerhörigen e.V. (BdS). Hier ein großes Dankeschön an den BdS e.V., dass wir dessen Räumlichkeiten nutzen durften, das war richtig Gold wert!

Einige werden sich fragen, andere wissen es vlt. schon, was es mit der "Schneckenjagd" auf sich hat. Es ist eine Schnitzeljagd, die bei uns allerdings seit der Juleica-Ausbildung 2019 zu "Schneckenjagd" umgetauft wurde, in Anlehnung einer hörSCHNECKE. Für die Schneckenjagd und andere organisatorische Aufgaben ist das Orga-Team (Caro und ich) schon einige Wochen vor dem Silvesterwochenende nach Hamburg gereist, um Route und Rätsel vor Ort auszutüfteln. Um 10 Uhr startete die erste Gruppe und begann, die Rätsel zu lösen, die immer wieder zu einem neuen Hinweis oder Rätsel führten. Die zweite Gruppe startete 10 min später, mit dem Ziel, die erste Gruppe einzuholen. Die Route führte von der Jugendherberge über den Michel, die Binnenalster, die Speicherstadt bis hin zur Elbphilharmonie. Dann sollte es eigentlich noch durch den alten Elbtunnel auf die andere Seite der Elbe zum "Viewing Point" gehen, das haben wir dann abgekürzt, da das Hamburger Schietwetter mitten in der Schneckenjagd der Meinung war, uns zu ärgern... haha, wen wundert's? Auch wenn Gruppe 2 Gruppe 1 eingeholt hatte: Belohnung gab es an der Jugendherberge trotzdem für alle: Schnecken! Nein, keine Tier-Schnecken, sondern Pizzaschnecken, mhmm!

Durchgefroren von der Schneckenjagd konnten wir im Holthusenbad wieder entspannt auftauen. Mit Deafis ins Schwimmbad zu gehen, ist immer wieder ein tolles Erlebnis: Da wir alle unsere Hörsysteme im Wasser nicht tragen können, unterhalten wir uns entweder in Gebärden oder lesen vom Mund ab, was der/die andere sagt. Und selbst wenn das mal nicht klappen sollte, sind wir alle so feinfühlig, dass wir uns auch ohne Worte sehr gut verstehen. Und überhaupt: Man muss ja nicht nonstop quatschen, das machen wir eh schon, wenn wir unsere Hörsysteme anhaben. Um einfach mal entspannt im Whirlpool zu liegen oder für Kaltwasser-Challenges braucht man keine Worte: Man schaut sich gegenseitig an und versteht sich, so einfach ist das, denn mit "Schwerhörigen passieren Dinge, die mit Normalhörenden nicht passieren", um Gesa Temmelmann zu zitieren 😊.

Nächstes Tageshighlight war der gemeinsame Koch- und Spieleabend im Haus des BdS e.V.. Bereits vorab haben wir Gruppen eingeteilt, die für das Kochen, Tischdecken und Dekorieren zuständig waren. Das hat super geklappt, alle haben mit angepackt, sodass wir ein tolles Menü gezaubert haben! Im weiteren Verlauf des Abends, wurden Kartentricks gezeigt, getanzt, gespielt oder einfach schön gequatscht. Das Haus war groß genug, sodass man sich aussuchen konnte, ob man gerade lieber in ein etwas ruhigeres Zimmer zum Quatschen und Spielen oder zum Tanzen und Party machen geht. Ein rundum gelungener Abend, der bis in die frühen Morgenstunden ging, zumindest für den harten Kern 😀, der dann immer noch ein paar Tanzschritte auf die Reihe bekam.

Am Sonntagvormittag gab es einen Putztrupp aus fünf TeilnehmerInnen, die sich bereit erklärt haben, das Chaos vom Vorabend im Haus des BdS aufzuräumen, das hat sehr gut funktioniert! Viele Hände, schnelles Ende😉. Die restlichen TeilnehmerInnen hatten den Sonntagvormittag bis Mittag Zeit zur freien Verfügung und konnten tun oder lassen, was sie wollten: Einige haben Rätsel im Escape-Room auf dem Schiff "Cap San Diego" gelöst, eine Stadtrundfahrt im roten Doppeldeckerbus gab es auch im Angebot. Viele entschieden sich dafür, gemütlich in ein Café zu gehen oder im Foyer der DJH auf einem Fat-Boy-Sitzsack zu chillen. Der Sonntagvormittag bzw. Mittag war also ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm: Nachmittags ging es mit Discolicht und -musik auf die Eislaufbahn im Park "Planten un Blomen". Ein paar Amateur-Akrobatik-Einlagen, die fleißig per Video dokumentiert wurden, konnten wir verletzungsfrei aufführen und hatten eine Menge Spaß dabei! 

Ein für mich persönliches Highlight war die anschließende Hafenrundfahrt in einer Barkasse (das ist ein Boot/Schiff), die wir komplett für uns allein gebucht hatten. Der Kapitän begrüßte uns alle an Bord und schon bald ging es los, Hamburg bei Nacht vom Wasser aus zu bestaunen. Wir hatten die Möglichkeit, die Bordanlage via Bluetooth mit einem Handy zu verbinden, um eigene Musik zu hören. Da war ich zunächst skeptisch, ob das eine so gute Idee ist, da der Schiffsmotor schon sehr laut war. Nach ein paar Minuten probierten wir es dennoch aus: Alle waren begeistert und unsere Sightseeing-Hafenrundfahrt mutierte zur "geilsten" Party-Hafenrundfahrt, wie mir ein einheimischer, hamburger Teilnehmer mit strahlenden Augen im Nachhinein verkündete, denn er habe schon viele Hafenrundfahrten erlebt, aber dies sei mit Abstand die Beste gewesen 😊. Richtig cool war auch, dass man die Liedtexte auf dem Handy mitlesen konnte, sodass diejenigen, die ein Lied nicht kannten, trotzdem mitsingen und viel Spaß haben konnten!

Nach der Party-Hafenrundfahrt tickten die letzten Stunden des Jahres 2023, die nutzten wir für ein entspanntes Abendessen in einer Pizzeria. Danach ging es gegen 22:00 zurück zur Jugendherberge: Der Weg war ziemlich abenteuerlich. Wir wussten zwar, dass viele Menschen das Feuerwerk an den Landungsbrücken bestaunen wollen, dort, wo auch unsere Jugendherberge war. Aber dass es SOOOO viele Menschen sind, hätte ich nicht gedacht. Die U-Bahnen waren brechend voll, nun ja, so etwas erlebt man vlt. auch mal, wenn es ein bedeutendes Fußballspiel gibt. Aber dann: Der gesamte Stintfang-Hügel (auf dem unsere DJH "auf dem Stintfang" steht), war voller Menschen. Es sah aus, als ob der Hügel selbst nur aus Menschen besteht, es war schon ein sehr krasser Anblick. Zunächst wussten wir nicht, wie wir zu unserer Jugendherberge kommen sollten. Dazu sind wir erstmal um den halben Hügel außen herumgelaufen, bis wir zur Parkplatzeinfahrt der DJH kamen, dort waren zum Glück nur wenige Menschen und auch Polizei, die alles absicherte.

In der Jugendherberge konnten wir TaubCI s von der bereits erwähnten Terrasse und durch die großen Panoramafenster um Mitternacht das große Feuerwerk-Krawall bestaunen und gemeinsam auf das neue Jahr anstoßen! Richtig genial war, dass die Bar der Jugendherberge und ein DJ mit Discotanzfläche noch bis lange nach Mitternacht Cocktails machte und Musik auflegte. Das nutzten wir natürlich schön aus und ließen uns von der Musik treiben und tanzten, was das Zeug hielt.

Am Neujahrsmorgen gab es ein deftiges Katerfrühstück mit rollmops-ähnlichem Fisch und Allerlei, was gegen einen dröhnenden Schädel hilft. Gestärkt und halbwegs wach machten wir noch ein Gruppenfoto. Anschließend traten alle ihre Reise nach Hause an. Der Wunsch nach einem Silvester-Event für 2024/25 war beim Abschied unüberhörbar und ich darf schon jetzt verkünden, dass die nächste Silvester-Party im schönen Freiburg im Breisgau steigen wird. Bis dahin genießt das neue Jahr 2024 und bis bald!!

Jan Röhrig 

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Seminar von DOA Hessen Rhein-Main

Seminar von DOA Hessen Rhein-Main

Wanderer zwischen den Welten

Ich und mein Hörverlust – Sind wir ein starkes Team?

Ein Wochenende voller Emotionen und intensivem Vertrauen erlebten die 14 TeilnehmerInnen am Wochenende vom 17. – 19. März in der Abtei Marienstatt. Idyllische Klostermauern inmitten von Natur und abseits vom hektischen Alltag luden dazu ein, sich auf sich selbst zu besinnen, die Gedanken schweifen und die Seele baumeln zu lassen.

In dieser Atmosphäre ließen sich die TeilnehmerInnen darauf ein, ihre gesamte Hör- und Lebensgeschichte mitsamt ihren Höhen und Tiefen vor den anderen zu erzählen. Dazu wurde allen die benötigte Zeit eingeräumt und man hatte die Möglichkeit, sich zwei Wochen vorab im Rahmen einer „Hausaufgabe" darauf vorzubereiten. Es war unglaublich schön zu sehen, wie unterschiedlich sich die TeilnehmerInnen vorbereitet hatten: Es gab sowohl freie Reden als auch professionelle PowerPoint-Präsentationen. Beides auf eine ganz eigene Art und Weise extrem authentisch und packend, denn während jemand die eigene Geschichte erzählte, konnte man die volle Aufmerksamkeit und Empathie der zuhörenden TeilnehmerInnen genießen. Es war faszinierend zu sehen, wie mitfühlend alle zuhörten. Tränen, Umarmungen und anschließende Erleichterung waren somit an der Tagesordnung. Kein Wunder, die eigene Geschichte ganz ohne Fassaden so auszubreiten erfordert eine Menge Mut und Überwindung. Deshalb bin ich unglaublich stolz auf die TeilnehmerInnen, dass sie sich dieser Herausforderung gestellt haben. Eine Teilnehmerin formulierte sehr treffend, dass wir uns praktisch „vor den anderen komplett ausgezogen und nackt gemacht haben". Daraufhin meinte eine andere Teilnehmerin, dass sie schon bei vielen Treffen mit gleichgesinnten Hörgeschädigten gewesen sei, aber noch nie hätte sie die Menschen so intensiv kennengelernt wie hier in Marienstatt.

Auch wenn es total interessant und spannend ist, sich gegenseitig zu öffnen und zuzuhören, ist es gerade für uns Blechohren auch sehr anstrengend. Deshalb haben wir abends gesellig beieinander gesessen, gequatscht, gespielt oder auch einfach mal einen kleinen Spaziergang durch den Klostergarten sowie den angrenzenden Wald gemacht.

Dieses Wochenende war für mich eines der intensivsten Treffen, die ich bisher erlebt habe. Gerade heute – einige Wochen nach dem Workshop, nachdem man vieles nochmal hat Revue passieren lassen – inspiriert mich jede einzelne Geschichte und hilft mir im Alltag, Situationen noch besser zu meistern. Ich bedanke mich bei unserem Referenten Jochen und bei allen anderen von Herzen, sich so geöffnet zu haben und ich danke meinem Dream-Team – Olli und Isabell – für die Unterstützung mit Liebe, sowohl vor, während und nach dem Workshop!

Jan Röhrig

Deaf Ohr Alive Hessen Rhein-Main 

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Deaf Ohr Alive Hessen Rhein-Main beim LunaLauf in Bad Soden

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Am Freitag, den 17. September haben sich 10 Deafies und Nicht-Deafies in Bad Soden bei dem alljährlichen sogenannten LunaLauf getroffen. Dieser nächtliche Lauf ist ein Spendenlauf für einen guten Zweck. Dieses Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto zum Schutz der Umwelt. Der Erlös ging an den Verein „Umweltbewusstes Bad Soden". 

Vor dem Lauf trafen sich die rüstigen Läufer und Läuferinnen zur Stärkung erstmal zum Essen. Währenddessen konnte man durch die Fenster des Restaurants zum gegenüberliegenden Kurpark schauen, wo bereits das emsige Treiben von LäuferInnen und Organisatoren des LunaLaufs die Vorfreude anfeuerte. Nach dem Essen ging es dann zur Anmeldung und uns wurde ein eigener Team-Bereich zur Verfügung gestellt, welcher mit einem Buntlichtscheinwerfer erhellt wurde (zur Erinnerung: Der Lauf fand abends von 21 bis 24 Uhr statt, es war also dunkel). Prompt hatten wir die Idee, das Plakat/Roll-Up unseres Sponsors vor den Scheinwerfer zu stellen, sodass keine 5 min später Interessierte ein Foto davon machten. So konnten wir einen schönen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit unseres Sponsors, dem Cochlear Implantat Verband – Hessen Rhein-Main e.V., welcher auch die CInderella herausgibt, leisten. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön für das Sponsoring!

Um 21 Uhr war der Startschuss und unser zehnköpfiges Team erreichte innerhalb der Staffellaufzeit (eine Person läuft eine Runde und in der nächsten Runde läuft die nächste Person) von 2,5 Stunden eine Rundenzahl von 80 Runden. Bei 360 m pro Runde ergibt sich daraus eine Gesamtstrecke von 28,8 km. Unsere Durchschnittslaufgeschwindigkeit war demnach 11,5 km/h, also nicht gerade langsam 😉

Während des Laufs sollten die Teams auch verschieden Aufgaben, sogenannte FunFacts lösen. Wir mussten auf unserer Laufstrecke ein in den Büschen verstecktes Lampion finden und an eine Wäscheleine hängen. Im Lampion befand sich ein Zettel mit einer weiteren Aufgabe: „Schreibt ein vierzeiliges Gedicht zum Thema Tier und Umwelt". Wir hatten 5 min Zeit, um uns etwas zu überlegen und zauberten folgendes Gedicht hervor, welches vielleicht nicht ganz so originell, aber in Anbetracht des Zeitdrucks auch nicht schlecht ist:

„Der Eisbär hat´s so schwer,
Die Scholle ist nicht mehr.
Dafür sind wir alle hier,
um zu retten das arme Tier."

Weiter mussten wir als ganzes Team Seilspringen: 7 Leute springen, 2 schwingen das Seil, eine Person läuft währenddessen eine Runde. Eine weitere Teamworkaufgabe war auch das „Stoffbälle in Getränkekisten werfen": Eine Person hält eine handelsübliche Getränkekiste und alle anderen werfen nacheinander Stoffbälle in die Getränkekiste.

Alles in allem konnten wir mit 80 Runden und den FunFacts eine Punktezahl von 110 erreichen und landeten damit auf dem 7. Patz von 10. Also sind wir nicht letzter geworden! Juhu! So konnte von uns eine Spendensumme von 275 EUR erlaufen und erspielt werden. Insgesamt konnte von allen LäuferInnen und Teams an diesem Abend eine Spendensumme von 7173 EUR erzielt werden! Wir freuen uns, damit einen Beitrag für einen besseren Umgang mit unserer Natur und Umwelt geleistet und dabei ganz nebenbei die Publicity unserer Selbsthilfegruppe Deaf Ohr Alive Hessen Rhein-Main sowie des CIV HRM gesteigert zu haben, um das Cochlea Implantat so bekannt zu machen wie den Herzschrittmacher, wie Michael Schwaninger richtigerweise zu sagen pflegt.

September 2021
Jan Röhrig 

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Nägel mit DOA-Köpfen machen!

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 Die Motivation zur Zusammenarbeit der jungen Deaf Ohr Alive (DOA) – Köpfe ist trotz der aktuellen Situation nach wie vor ungebremst und konnte am Wochenende vom 13. bis 15. November in Form eines Online-Meetings erfolgreich entfacht werden!

Anwesend waren die Leiter der DOA-Gruppen Bremen, NRW, Mitteldeutschland, Hessen RheinMain, BaWü und Bayern sowie die Geschäftsführung der DCIG und die Schnecke-Redaktion.

Themen waren unter anderem die Planung eines U18 Sommercamps im Sommer 2021, das unter einem Motto wie „Auf WiederHÖREN, ich bin dann mal weg – Expedition, Abenteuer, Entdeckungsreise" bestimmt zu einem großartigen Event für Jugendliche und Kinder mit Hörschädigung wird.

Dabei machten sich die DOA-Köpfe intensiv Gedanken über mögliche Wünsche und Bedürfnisse von hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen. „Kommunikation auf Augenhöhe", Mitgestaltungsfreiheit des Camps, Vertrauensbildung, Auseinandersetzung mit inneren Konflikten sowie ein tolles Spaßprogramm sind dabei nur einige von vielen wichtige Aspekten, die es zu berücksichtigen gilt, um den Kindern und Jugendlichen eine supertolle Woche zu bieten, die sie so schnell nicht vergessen werden.

Weiter haben wir am Sonntag Brainstorming betrieben, wie es mit DOA in Zukunft weiter geht und dabei viele tolle Vorschläge für mögliche Veranstaltungen zusammentragen können.Fotoworkshop, Klänge im Palmengarten und Online Sports sind nur einige von einem ganzen Haufen Ideen! Trotz der aktuellen Situation sind wir dennoch zuversichtlich, dass wir zumindest einige Veranstaltungen im nächsten Jahr anbieten können 😀.

Weiter haben wir uns auch damit beschäftigt, wie man für Veranstaltungen mit höherem finanziellen Aufwand Förderanträge stellen und begründen kann, um eine teilweise oder sogar vollständige Kostenübernahme durch die Krankenkassen zu erreichen.

Wie ihr seht, sind wir alles andere als inaktiv in diesen Zeiten und setzen alles daran, dass wir im kommenden Jahr wieder ein paar tolle Angebote für Euch haben. Wir hoffen das Beste und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit Euch! Bleibt gesund!

Jan Röhrig
November 2020

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Videoaktion für georgische Hörgeschädigte

AuresFoundation

Im Rahmen des Projekts „CI-Scouts" der DCIG wurden im vergangenen Jahr 2019 viele verschiedene Länder von engangierten Hörgeschädigten aus Deutschland besucht, um die Situation von Hörgeschädigten im jeweiligen Land direkt vor Ort erfahren und Kontakte knüpfen zu können.

Nun hat eine georgische Selbsthilfegruppe namens „Aures Foundation" unter anderem uns, Deaf Ohr Alive – Hessen RheinMain um Hilfe gebeten, da die georgische Regierung das dortige CI-Programm zur Versorgung hörgeschädigter Kinder und Jugendlicher eingestellt hat, mit der Begründung, dass dies „zu teuer und sinnlos" sei.

So wurde eine Videoaktion ins Leben gerufen, in der CI-Träger aus Deutschland in einem einminütigen Video schildern, welch enorm wichtige Rolle das CI in deren Leben einnimmt und welche Chancen es eröffnet, um ein weitgehend unbeschwertes Leben führen zu können. Der Aufruf zu dieser Videoaktion hatte eine sehr positivie Resonanz und es wurden Videos von Menschen im Alter von 15 bis 90 Jahren eingesendet! Dies zeigt auch, dass ein CI in jeder Altersgruppe eine große Bedeutung für die Betroffenen hat und jeder Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und die Freiheit haben sollte, sich für ein CI entscheiden zu können. Die Fotos zeigen einige der Aktiven, die ein Video eingesandt haben und den original Aufruf der Aures Foundation in georgischer Sprache.

Wir von Deaf Ohr Alive hoffen jetzt sehr darauf, dass diese Videoaktion die politischen Entscheidungsträger in Georgien umstimmen kann und das georgische CI-Programm wieder aufgenommen wird! Selbsthilfe international – direkt und unbürokratisch.

Jan Röhrig
November 2020 

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Dialogmuseum und Weihnachtsmarkt auf der City Alm mit DOA-RM in Frankfurt, Sonntag 17.12.17

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Morgens um 10:30 Uhr haben wir uns im Dialogmuseum in Frankfurt getroffen. Schon vor der eigentlichen Führung konnten wir  uns im Foyer ein wenig in die Welt der Blinden versetzen lasssen, Gerüche erraten und mit einer „Blindenschriftdruckkarte“ den eigenen Namen  – oder ganze Sätze – in Blindenschrift verfassen.

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