Das gibt's doch nicht! Wir waren baff. Da reisten wir in ein verträumtes 3600-Seelen-Dorf in Süddeutschland, stiegen nach langer Fahrt aus dem Auto und die Vermieterin unserer Ferienwohnung empfing uns mit einem begeisterten "Sie haben ja AUCH Cochlea Implantate!" Bei ihr selbst hing nichts am Ohr - woher kannte sie sich aus? Wir erfuhren: Ihr Vater (83 Jahre alt) ist selbst CI-Träger. Und nicht nur das: Er lebt im selben Haus, in dem wir unsere Ferienwohnung gebucht hatten, genau eine Etage tiefer. Unverhofft kommt oft! 😉
Von so viel Zufall freudig überrumpelt, tauschten wir mit unserer Vermieterin sofort erste Basis-Erfahrungen in Sachen CI aus. Sie berichtete, dass ihr Vater - Egon Brixel - in Freiburg implantiert wurde und mit dem neuen Hören gut zurechtkam. Im Gegensatz zu uns hatte er nur ein CI. Die andere Seite war weiter mit Hörgerät versorgt, inzwischen allerdings ziemlich schlappohrig.
Im Laufe unserer Urlaubswoche lernten wir Vater Brixel auch persönlich kennen. Er freute sich sichtlich, uns als "lebende Beispiele" für bilaterale Cochlea Implantate zu sehen. Tatsächlich hatte er auch mal über ein 2. CI nachgedacht, traute sich aber nicht so recht, sein Glück erneut herauszufordern. Schließlich könne man nie sicher sein, ob wieder alles glatt geht. Objektiv gesehen hatte er gute Voraussetzungen: Herr Brixel war fit und sein resthöriges Ohr konnte sich nur verbessern. Michael sprach ihm Mut zu und war als Selbsthilfeverbandsvorsitzender voll in seinem Element. 😉
Am Abreisetag trafen wir unsere Vermieterin wieder. Sie erzählte, dass ihr Vater jetzt ernsthaft über das zweite CI nachdachte. Es schien, dass der Zufall, der uns zusammengeführt hatte, nun eine mehr als glückliche Fügung war.
Nur einen Tag später erhielt Michael eine WhatsApp: Herr Brixel will sich noch in diesem Jahr implantieren lassen.
Wir wünschen von Herzen alles Gute für BEIDE Ohren und hoffen darauf, auch weiter voneinander zu hören -gern in STEREO! 🙂
Elke Schwaninger
August 2023